16. Februar 2021 | Krisendienst Psychiatrie Oberbayern

Mobile aufsuchende Krisenteams jetzt 24/7 im Einsatz

Der Krisendienst Psychiatrie Oberbayern hat seine Hilfeangebote für Menschen in akuten seelischen Notlagen weiter verbessert. Seit kurzem sind die mobilen aufsuchenden Krisenteams in Stadt und Landkreis München, Stadt und Landkreis Rosenheim sowie der Stadt Ingolstadt mit den umliegenden Kreisen an 365 Tagen rund um die Uhr – also auch nachts – verfügbar. Am 1. März bekommt der Krisendienst zudem die kostenlose, bayernweit gültige Nummer 0800 / 655 3000.

Die mobilen Einsatzkräfte des Krisendienstes stehen Menschen in akuten psychischen Notlagen zur Seite. Dies kann beispielsweise bei einer Suizidgefährdung der Fall sein. Die Krisenteams sind immer zu zweit im Einsatz. Sie besuchen die Personen meist zu Hause und sind überwiegend binnen einer Stunde vor Ort. Sie deeskalieren und vermitteln bei Bedarf persönliche Beratungstermine bei den regionalen Sozialpsychiatrischen Diensten sowie ambulante und stationäre psychiatrische Behandlungsangebote. Angefordert werden die Einsatzkräfte durch die Leitstelle, bei der die Anrufe von Menschen in seelischen Krisen zentral eingehen.

„Krisen können zu jeder Tages- und Nachtzeit, an Wochenenden und Feiertagen auftreten. Sie richten sich nicht nach Öffnungszeiten von Arztpraxen und Beratungsdiensten“, erklärt Bezirkstagspräsident Josef Mederer. Deshalb sei es „enorm wichtig, dass Einsatzteams rund um die Uhr abrufbar sind, um im Bedarfsfall schnellstmöglich persönliche, aufsuchende Hilfe anzubieten“. Mederer weiter: „Die aufsuchende Krisenhilfe ist für Menschen in Not eine großartige Unterstützung.“

Den 24/7-Betrieb der Einsatzteams gibt es vorerst in den eingangs genannten Landkreisen und kreisfreien Städten. Im restlichen Oberbayern sind die Krisenteams derzeit noch täglich – also auch an Feiertagen – von 8 bis 21 Uhr verfügbar. Ab Sommer 2021 ist die aufsuchende Krisenhilfe flächendeckend in allen oberbayerischen Landkreisen rund um die Uhr verfügbar.

Als Gebietskoordinator ist Alexander Scheitz für den Krisendienst in Südost-Oberbayern mit Stadt und Landkreis Rosenheim verantwortlich. Seinen Worten zufolge sind neben der Rund-um-die-Uhr-Erreichbarkeit der Leitstelle die Einsatzteams vor Ort die tragenden Säulen des Angebots. „Die aufsuchenden Teams in der Nacht sind eine wichtige und notwendige Ergänzung im System der Krisenhilfe für Menschen mit psychischen Problemen und für Menschen in akuten Krisensituationen. Denn Krisen machen nicht vor einem Wochenende oder einer Uhrzeit halt“, weiß Scheitz. „Menschen in schwierigen Lebens- und Notlagen können jetzt endlich rund um die Uhr wohnortnahe, unkomplizierte und alltagstaugliche Hilfe erhalten.“

Am 1. März wird der Krisendienst Psychiatrie Oberbayern Teil des Netzwerkes Krisendienste Bayern (www.krisendienste.bayern). Der Freistaat Bayern verfügt damit flächendeckend als erstes Bundesland über sieben regionale auf Bezirksebene gegliederte, psychiatrische Krisendienste, die über die einheitliche und kostenfreie Nummer 0800 / 655 3000 erreichbar sind. Die Anrufenden kommen automatisch bei der für ihren Aufenthaltsort zuständigen Leitstelle an. „Mit der bayernweit einheitlichen Rufnummer bauen wir Barrieren ab“, sagt Bezirkstagspräsident Josef Mederer. „Es ist mir ein Herzensanliegen, dass der Krisendienst für alle Menschen kostenfrei und schnell erreichbar ist.“

Die Leitstelle des Krisendienstes Psychiatrie Oberbayern ist täglich rund um die Uhr erreichbar. Ihre Mitarbeitenden hören zu, fragen nach und suchen mit den anrufenden Menschen nach Wegen aus der Krise. Bei Bedarf vermittelt die Leitstelle geeignete Hilfeangebote, die in das sozialpsychiatrische, ambulante und stationäre psychiatrische Hilfesystem integriert sind. Dieses kann nach den Worten des Leiters der Leitstelle, Dr. Michael Welschehold, „individuell auf die Krisensituationen reagieren. So sind Menschen in Notlagen begleitet und die Nachsorge im privaten Lebensumfeld ist gesichert. Das ist eine wichtige Botschaft!“

2020 führte die Leitstelle rund 30.000 Gespräche mit Menschen in seelischen Krisen. Es gab rund 1.900 Einsätze mobile Kriseninterventionen. Seit Beginn der Covid-19-Pandemie wenden sich pro Tag bis zu 170 Personen an die Leitstelle.