18. Februar 2021 | Krisendienst Psychiatrie Oberbayern

Mobile aufsuchende Krisenteams jetzt 24/7 im Einsatz

Vordere Reihe von links: Landrat Alexander Anetsberger, Bezirkstagspräsident Josef Mederer; mittlere Reihe: Oliver Etges, Polizeidirektor, Polizeipräsidium Oberbayern-Nord (Ingolstadt), Alexandra Gorges, Teamleitung für mobile Einsatzteams in der Region 10, Dr. Petra Brandmeier, stellvertretende ärztliche Leiterin der Leitstelle; hintere Reihe: Martin Guth, Gebietskoordinator für den Krisendienst Psychiatrie Oberbayern, Frank Mronga, Leiter Sozialpsychiatrischer Dienst Eichstätt, Reinhard Eichiner, Bezirksrat.
Foto: Petra Preis | Landratsamt Eichstätt

Der Krisendienst Psychiatrie Oberbayern hat seine Hilfeangebote für Menschen in akuten seelischen Notlagen weiter verbessert. Seit kurzem sind die mobilen aufsuchenden Krisenteams in der Stadt Ingolstadt und den Landkreisen Eichstätt, Neuburg-Schrobenhausen und Pfaffenhofen, in Stadt und Landkreis München sowie in Stadt und Landkreis Rosenheim an 365 Tagen rund um die Uhr – also auch nachts – verfügbar. Am 1. März bekommt der Krisendienst die kostenlose, bayernweit gültige Nummer 0800 / 655 3000. Gleichzeitig wird er Teil des Netzwerks Krisendienste Bayern.

Die mobilen Einsatzkräfte des Krisendienstes stehen Menschen in akuten psychischen Notlagen zur Seite. Dies kann beispielsweise bei einer Suizidgefährdung der Fall sein. Die Krisenteams sind immer zu zweit im Einsatz. Sie besuchen die Personen zu Hause und sind meist binnen einer Stunde vor Ort. Sie deeskalieren und vermitteln bei Bedarf persönliche Beratungstermine bei den regionalen Sozialpsychiatrischen Diensten sowie ambulante und stationäre psychiatrische Behandlungsangebote. Angefordert werden die Einsatzkräfte durch die Leitstelle, bei der die Anrufe von Menschen in seelischen Krisen zentral eingehen.

„Krisen können zu jeder Tages- und Nachtzeit, an Wochenenden und Feiertagen auftreten. Sie richten sich nicht nach Öffnungszeiten von Arztpraxen und Beratungsdiensten“, erklärt Bezirkstagspräsident Josef Mederer. Deshalb sei es „enorm wichtig, dass Einsatzteams rund um die Uhr abrufbar sind, um im Bedarfsfall schnellstmöglich persönliche, aufsuchende Hilfe anzubieten“. Mederer weiter: „Die aufsuchende Krisenhilfe ist für Menschen in Not eine großartige Unterstützung.“

Auch Eichstätts Landrat Alexander Anetsberger zeigte sich erfreut über die Ausweitung des Krisendienst Psychiatrie Oberbayern: „Es ist äußerst wichtig, dass es in Notlagen schnelle und unbürokratische Hilfe gibt, bevor Situationen eskalieren. Den Bürgerinnen und Bürgern des Landkreises steht nun diese Dienstleistung als einer der ersten in Oberbayern rund um die Uhr zur Verfügung – denn persönliche Krisen sind nicht an Tageszeiten gebunden.“

Den 24/7-Betrieb der Einsatzteams gibt es vorerst nur in der Stadt Ingolstadt und den Landkreisen Eichstätt, Neuburg-Schrobenhausen und Pfaffenhofen sowie in München und Rosenheim (jeweils Stadt und Landkreis). Die Region 10 ist damit sogar die erste der vier oberbayerischen Planungsregionen, in der es den mobilen Rund-um-die-Uhr-Service des Krisendienstes gibt. Im restlichen Oberbayern sind die Krisenteams derzeit noch täglich – also auch an Wochenenden und Feiertagen – von 8 bis 21 Uhr verfügbar. Ab Sommer 2021 gibt es die aufsuchende Krisenhilfe dann rund um die Uhr flächendeckend in Oberbayern.

Als Gebietskoordinator ist Martin Guth für den Krisendienst in der Region Ingolstadt verantwortlich. Laut Guth sind neben der Rund-um-die-Uhr-Erreichbarkeit der Leitstelle die Einsatzteams vor Ort die tragenden Säulen des Angebots. „Jetzt können in der Stadt Ingolstadt und den Landkreisen Eichstätt, Neuburg-Schrobenhausen und Pfaffenhofen an sieben Tage pro Woche, 24 Stunden pro Tag mobile Teams ausrücken, um Menschen in schwierigen Lebens- und Notlagen zu unterstützen“, sagt Guth. „Damit ist unkomplizierte und alltagstaugliche Hilfe in akuten Krisen möglich.“

Am 1. März wird der Krisendienst Psychiatrie Oberbayern zudem Teil des Netzwerkes Krisendienste Bayern (www.krisendienste.bayern). Der Freistaat Bayern verfügt damit flächendeckend als erstes Bundesland über sieben regional gegliederte, psychiatrische Krisendienste, die über die einheitliche und kostenfreie Nummer 0800 / 655 3000 erreichbar sind. Die Anrufenden kommen automatisch bei der für ihren Aufenthaltsort zuständigen Leitstelle an.

„Mit der bayernweit einheitlichen Rufnummer bauen wir Barrieren ab“, sagt Bezirkstagspräsident Josef Mederer. „Es ist mir ein Herzensanliegen, dass der Krisendienst auch für Menschen, bei denen das Geld knapp ist, kostenfrei und barrierefrei erreichbar ist. Wir erfüllen damit eine wichtige Forderung der Selbsthilfe psychiatrieerfahrender Menschen und der Angehörigen psychisch Kranker. Auch die am Krisennetzwerk beteiligten Einrichtungen und Dienste begrüßen die Umstellung auf die 0800-Nummer.“

Die Leitstelle ist täglich rund um die Uhr erreichbar. Ihre Mitarbeitenden hören zu, fragen nach und suchen mit den anrufenden Menschen nach Wegen aus der Krise. Bei Bedarf vermittelt die Leitstelle geeignete Hilfeangebote, die in das sozialpsychiatrische, ambulante und stationäre psychiatrische Netzwerk integriert sind. „Unser Hilfesystem kann individuell auf die Krisensituationen reagieren“, sagte Dr. Petra Brandmeier, stellvertretende ärztliche Leiterin der Leitstelle. „So sind Menschen in Notlagen begleitet und die Nachsorge im privaten Lebensumfeld ist gesichert. Das ist eine wichtige Botschaft!“

2020 hatte die Leitstelle rund 30.000 Telefonkontakte mit Menschen in seelischen Krisen. Die Einsatzteams führten rund 1.900 mobile Kriseninterventionen durch.