22. Februar 2021 | Krisendienst Psychiatrie Oberbayern

Krisendienst Psychiatrie Oberbayern: neue, kostenlose Rufnummer

0800 / 655 3000, Hilfe in seelischer Not rund um die Uhr: Der Krisendienst Psychiatrie Oberbayern ist ab 1. März unter dieser neuen, kostenlosen Rufnummer erreichbar. Die 0800-Nummer ist bayernweit geschaltet. Die Anrufenden werden automatisch zu der für ihren Aufenthaltsort zuständigen Leitstelle weitergeleitet. Der Krisendienst Psychiatrie Oberbayern ist damit Teil des Netzwerks Krisendienste Bayern, das am 1. März ebenfalls an den Start geht.

„Mit der kostenlosen und bayernweit einheitlichen Rufnummer bauen wir Barrieren ab“, sagte Bezirkstagspräsident Josef Mederer. „Es ist mir ein Herzensanliegen, dass der Krisendienst auch für Menschen, bei denen das Geld knapp ist, kostenfrei und schnell erreichbar ist. Wir erfüllen damit eine wichtige Forderung der Selbsthilfe psychiatrieerfahrender Menschen und der Angehörigen psychisch Kranker. Auch die am Krisennetzwerk beteiligten Einrichtungen und Dienste begrüßen diesen Schritt.“

Mit dem 1. März wird der Krisendienst Psychiatrie Oberbayern Teil des Verbundes Krisendienste Bayern (www.krisendienste.bayern). Der Freistaat Bayern verfügt damit flächendeckend als erstes Bundesland über sieben regional auf Bezirksebene gegliederte psychiatrische Krisendienste, die über eine einheitliche Nummer erreichbar sind. Die Anrufe kommen automatisch bei der für ihren Aufenthaltsort zuständigen Leitstelle an. Die Kosten der Leitstellen finanziert der Freistaat Bayern. Die Bezirke hingegen übernehmen die Kosten für die Rund-um-die-Uhr-Hilfe vor Ort. Der Bezirk Oberbayern stellt dafür Mittel in Höhe von rund 14 Millionen Euro pro Jahr bereit.

Bezirkstagspräsident Mederer sagte dazu: „Jeder Cent ist bestens investiert. Endlich gibt es für ganz Bayern ein Notrufsystem für Menschen in seelischen Krisen, das vergleichbar ist mit dem Krisendienst Psychiatrie Oberbayern. Mit der Integration unseres Netzwerkes in die Krisendienste Bayern kommt ein langer und nicht immer einfacher Prozess erfolgreich zum Abschluss.“ Der Bezirkstagspräsident sprach von einem „Meilenstein für die Versorgung von Menschen in psychischen Krisen“. Mederer sagte: „Niemand muss künftig in Bayern eine seelische Notlage allein durchstehen.“

Der Krisendienst Psychiatrie Oberbayern übernahm beim Aufbau des bayernweiten Netzwerkes eine Vorreiterrolle. In München steht der Krisendienst Menschen in Notlagen seit 2007 zur Seite, den Bürgerinnen und Bürger Oberbayerns seit 2016. Seine Hilfeangebote sind in Oberbayern bestens in das regionale sozialpsychiatrische, ambulante und stationäre psychiatrische Netzwerk integriert. Dieses kann nach den Worten des Leiters der Leitstelle, Dr. Michael Welschehold, „individuell auf die jeweilige Krisensituation reagieren. Es begleitet die Menschen in Notlagen mit seiner Nachsorge im privaten Lebensumfeld. Im Bedarfsfall können wir schnellstmöglich persönliche, aufsuchende Hilfe anbieten. Das ist eine wichtige Botschaft!“

Die Leitstelle ist täglich rund um die Uhr erreichbar. Ihre Mitarbeitenden hören zu, fragen nach und suchen mit den anrufenden Menschen nach Wegen aus der Krise. Mobile aufsuchende Einsatzteams unterstützen bei Bedarf Menschen in schweren Notlagen mit Hausbesuchen. Die mobilen Krisenteams sind seit 1. Februar in der Region Ingolstadt, in Stadt und Landkreis München sowie Stadt und Landkreis Rosenheim rund um die Uhr an 365 Tagen im Einsatz. Ab Sommer 2021 gibt es die mobile aufsuchende Hilfe in ganz Oberbayern. „Krisen können zu jeder Tages- und Nachtzeit, an Wochenenden und Feiertagen auftreten. Sie richten sich nicht nach Öffnungszeiten von Arztpraxen und Beratungsdiensten“, sagte Mederer. „Die Rund-um- die-Uhr-Hilfe vergleichbar mit dem Notruf für somatische Erkrankungen ist unverzichtbar, um Menschen in seelischen Krisen zu entlasten.“

Klar geregelt ist beim Krisendienst auch die Zusammenarbeit mit der Polizei. Es ist vereinbart, dass die Polizei bei kritischen Notlagen wie Suizidgefährdungen den Krisendienst Psychiatrie Oberbayern hinzuzieht. Durch die frühzeitige Deeskalation mit Hilfe der aufsuchenden Krisenteams lassen sich Zwangseinweisungen in psychiatrische Kliniken vermeiden. „Blaulichteinsätze von Polizei und Rettungsdienst sind für Menschen, die rasche qualifizierte Unterstützung brauchen, nicht hilfreich“, sagte Mederer. „Der Krisendienst Psychiatrie begleitet die Betroffenen fachlich hochkompetent durch die Krise, entspannt die Situation und bietet Lösungen in scheinbar ausweglosen Situationen an.“

Die Leitstelle hatte 2020 rund 30.000 Telefonkontakte. Die aufsuchenden Teams führten 1.900 mobile Einsätze durch.