13. Dezember 2023 | Bayerischer Bezirketag

Krisenhilfe in über 120 Sprachen der Welt

München, 13. Dezember 2023 – Farsi, Dari oder Chinesisch: Bei den Krisendiensten Bayern rufen immer wieder Menschen an, die eine – aus regionaler Sicht – seltene Sprache sprechen. Dank eines Übersetzungsdienstes können die Leitstellen künftig Anrufenden, die nicht deutsch sprechen, mit kompetenter Krisenhilfe zur Seite stehen. Je nach Bedarf ist es möglich, Dolmetscherinnen und Dolmetscher für derzeit rund 120 Sprachen zuzuschalten.

„Sich in Krisensituationen zu öffnen und die richtigen Worte zu finden, fällt oft schwer. Eine zusätzliche Hürde kann es sein, in einer anderen Sprache als der eigenen Muttersprache Hilfe zu suchen“, sagte Franz Löffler, Präsident des Bayerischen Bezirketags. „Deshalb freut es mich sehr, dass die Krisendienste Bayern nun in über 120 Sprachen beraten. Denn gerade in Zeiten globaler Krisen leben auch in Bayern immer mehr Menschen, die durch Flucht- oder Kriegserlebnisse traumatisiert sind. Die Krisendienste Bayern können ihnen ebenso wie allen hier lebenden Migrantinnen und Migranten nun noch besser zur Seite stehen. Dies ist ein wichtiger Schritt für den Abbau von Barrieren.“

Die Leitstellen in Oberbayern und Schwaben der Krisendienste Bayern haben den Übersetzungsdienst seit Sommer 2022 erprobt. Das Unternehmen verfügt über einen Pool von Übersetzerinnen und Übersetzern für aktuell rund 120 Sprachen. Das Angebot wird laufend weiter ausgebaut. Beim Anruf einer Person, die kein Deutsch spricht, können die Leitstellen innerhalb weniger Minuten muttersprachliche Dolmetscherinnen oder Dolmetscher zuschalten. Erreichbar sind die Krisendienste Bayern unter 0800 / 655 3000 jeden Tag rund um die Uhr. 

Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach betonte: „Psychische Krisen können jeden Menschen treffen. Für Betroffene ist rasche, niedrigschwellige und kompetente Hilfe von unschätzbarem Wert. Durch das fremdsprachige Zusatzangebot der Krisendienste, durch das Hilfesuchende muttersprachlich beraten und unterstützt werden können, wird ein weiterer Meilenstein in der bedarfsgerechten Weiterentwicklung der Krisendienste Bayern erreicht. Mit den Krisendiensten setzen der Freistaat und die Bezirke einen zentralen Auftrag des Bayerischen Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetzes um und bundesweit Maßstäbe – das Hilfeangebot der Krisendienste ist für ein deutsches Flächenland einmalig.“

„Es ist für unsere Mitarbeitenden eine enorme Erleichterung, dass sie sich jetzt mit fast allen Anrufenden verständigen können“, erzählt Dr. Petra Brandmaier, die ärztliche Leiterin der Leitstelle in Oberbayern. „Das System ist sehr flexibel, und wir haben quasi auf Knopfdruck einen Übersetzungsprofi in der Leitung. Und es gibt keinen langen Vorlauf für Planung und Organisation.“

Die schnelle Verfügbarkeit ist aus Sicht der Psychiaterin besonders wichtig, da Hilfe bei akuten Krisen meist keinen Aufschub erlaubt. Die Kosten für das Zusatzangebot trägt das Bayerische Gesundheitsministerium. Die Krisendienste Bayern erfüllen damit eine Vorgabe des Bayerischen Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetzes, das eine barrierefreie Erreichbarkeit der Ersten Hilfe in seelischer Not verlangt.